
Schon lange wollte ich ein Projekt starten, in dem ich die Väter von Heute mehr in den Vordergrund rücke, sie zu ihrem Elterndasein befrage und fotografisch den Alltag mit Ihren Kindern begleite. Welche Rollen nehmen sie in der Erziehung ein? Was verändert sich, wenn ein Kind geboren wird? Welche Herausforderungen gibt es? Und was ist das Schönste am Leben mit Kind?
All diese Fragen interessieren mich sehr. Vielleicht auch, weil ich ja mittlerweile auch in einem Alter bin, in dem Kinder nicht mehr so weit weg erscheinen. Und vor allem, weil ich finde, dass man den Papas eine Stimme geben sollte. Ich freu mich schon auf ganz viele neue Erkenntnisse, die ich durch dieses Projekt machen werde.
Den Anfang macht Manuel. Er ist 93er Jahrgang und hat eine super süße einjährige Tochter.
Die Beiden habe ich im schönen Bamberg besucht, und sie auf einem Waldspaziergang begleitet.
Es hat super viel Spaß gemacht, die Beiden zu beobachten, mich mit Ihm auszutauschen und seine Sichtweisen und Gefühle kennenzulernen. Aber lest selbst und lasst mir gerne Feedback da ♥
Manuel, was hat sich für dich alles geändert, seit du Papa bist?
Ich denke viel mehr über meine Handlungen nach. Zum Beispiel: „Überhole ich jetzt das Auto, oder lieber doch nicht?“
Außerdem nehme ich die Umgebung viel stärker war und was da so passiert. Aber auch, weil die Kinder die Welt so ganz anders betrachten als wir Erwachsene.
Es kommen viele Erinnerungen hoch, an die eigene Kindheit und was die Eltern und Großeltern so mit einem gemacht haben.
Natürlich ist auch die Freiheit mehr eingeschränkt und man hat extremen Schlafmangel. Unsere Kleine hat am Anfang oft 5 Stunden in der Nacht geschrien und ich war damals auch noch in der Prüfungsvorbereitung gesteckt. Nachts bin ich dann oft mit Ihr aufgestanden und saß mit ihr auf dem Hüpfball und hab sie geschaukelt. Da hat sie sich dann oft beruhigen lassen.
Man fühlt sich dann auch irgendwie alt und ist meistens müde und die Kleine dafür umso aktiver. J
Und für euch als Paar? Was hat sich da verändert?
Wir sprechen uns einfach viel mehr ab untereinander.
Die Kleine stellt uns als Partner auf die Probe, schweißt aber halt auch unendlich zusammen.
Und wenn man den Kopf, in der doch schwierigen Anfangsphase nicht in den Sand steckt, wächst man gemeinsam als Paar daran. Auf Augenhöhe bleiben ist da super wichtig.
Ich bin einfach auch sehr froh, dass meine Freundin in vielen Dingen so tickt wie ich.
Jeder hat so seine Macken und ist manchmal nicht einfach, aber man muss sich nehmen wie man ist und auch Kompromisse eingehen.
Da hast du völlig recht. Warst oder bist du eigentlich in Elternzeit?
Ja ich war 2 Monate zu Hause, die ich aufgesplittet habe.
Aber die meisten Arbeitgeber sind da irgendwie auch nicht so begeistert, wenn man als Mann lange zuhause bleibt und sind da sehr festgefahren und konservativ.
Das find ich total schade. Weil die Kinder entwickeln sich so schnell, wenn sie noch so klein sind. Und manchmal komm ich heim und sie sagt oder macht irgendwas Neues. Sowas verpasst man dann leider, wenn man arbeiten muss. Achja und dann ist das mit dem Elterngeld auch noch super kompliziert irgendwie.
Was genau war dann da das Problem?
Sich da einen Überblick zu verschaffen ist einfach super schwer.
Da das Richtige zu beantragen ist absolut kompliziert.
Man muss gefühlt 1000 Unterschriften setzen und sich sehr viel einlesen. Und oft hab ich gedacht: „Oh Gott, wo muss ich jetzt noch alles unterschreiben, damit wir das Geld schlussendlich bekommen?“
Und dass eben grad zu einer Zeit, wo man anderes im Kopf hat. Also eben mit der Vorbereitung aufs Baby usw. Da hätten wir uns mehr Unterstützung gewünscht. Man fühlt sich da etwas im Stich gelassen. Es gibt zwar Beratungen, aber da muss man auch erst recherchieren und Termine ausmachen.
Und wie sieht es mit der Erziehung aus? Hast du dir da vorher schon Gedanken gemacht?
Naja, man wird da einfach vor viele Entscheidungen gestellt und man fragt sich wirklich oft: „Wie handle ich jetzt am sinnvollsten?“
Welche Werte möchte ich meinem Kind mitgeben?
Es ist jetzt auch ganz anders als früher in meiner Kindheit.
Da muss man einfach schauen, was sich für einen richtig anfühlt. Und man sollte sich von anderen nicht zu sehr reinreden lassen.
Gab es auch negative Erfahrungen, die du seit der Geburt deiner Tochter gemacht hast?
Also was mir wirklich aufgefallen ist, das fremde Menschen oft sehr übergriffig reagieren und die Kleine oft nehmen wollen oder einfach den Kopf in den Kinderwagen stecken. Das finde ich nicht gut und da werde ich dann auch mal deutlich.
Verrückt das es wirklich solche Menschen gibt, die keine Grenzen kennen.
Aber jetzt zum Abschluss noch eine schöne Frage: Was machst du am allerliebsten mit deiner Tochter? Wo fühlst du dich Ihr besonders nahe?
Ich liebe es, mit Ihr Kinderbücher anzuschauen, mit Ihr in die Natur zu gehen und Ihr verschiedene Dinge zu zeigen und zu erklären (Bäume, Tiere, Fahrzeuge…) und einfach mit Ihr die Zeit genießen und zuzuschauen, wie sie die Welt entdeckt.
Achja und natürlich Blödsinn, dafür sind Papas ja auch noch da. 🙂