
Ich sitze grad so vor den Bildern der zweiten Papa Reportage und habe immer noch ein warmes Gefühl im Bauch.
Es war einer der ersten richtig warmen Tage im Mai und ich hab die Beiden in Ihrem Garten besucht.
Dieser Abend bei Martin und seinem Sohn hat mich total an meine eigene Kindheit erinnert und viele Gefühle
hervorgerufen.
Die Beiden haben im Garten gewerkelt, Sträucher gegossen, dabei Feuerwehr gespielt,
ein Lagerfeuer angezündet, dabei Würstchen gegrillt und zum Abschluss ne Runde mit dem Rad
gedreht. Man hat einfach gemerkt, wie sehr der Kleine seinen Papa bewundert. 🙂
Lasst einfach die Bilder auf Euch wirken und taucht ab, in einen schönen Frühlingsabend im Mai.
Martin, was hat sich denn für dich geändert, seit du Papa bist? Also wenn du so dein Leben vor und nach der Geburt anschaust?
Puh naja…es hat sich einfach alles verändert irgendwie.
Gerade am Anfang, wenn die Kleinen noch so hilfsbedürftig sind, ist man ja rund um die Uhr für sie
da. Den Großteil hat zwar schon meine Frau abgenommen, weil ich leider schnell wieder arbeiten
musste, aber es ändert sich trotzdem alles.
Schon allein der Fakt, dass da jemand ist, der deine volle Aufmerksamkeit erfordert.
Das Leben wird einfach danach ausgerichtet, was dein Baby braucht.
Ich kenn auch Leute, die sagen: „Das Kind kommt aber doch in unser Leben und nicht wir in seins. „
Aber sich das so vorzunehmen, ist schon ne große Sache. Und ob das dann auch so klappt?
Ich meine, jeder geht letztendlich damit auch anders um, weil jeder auch anders erzogen wurde und
andere Werte hat. Aber trotzdem, wenn das Kind da ist und Hunger hat, muss man dennoch rennen.
Ja ich versteh voll was du meinst. Wie ist es denn mit Hobbys? Oder warst du in einem Verein? Hat sich da was verändert?
Nein in Vereinen bin ich so nicht. Aber wir, also meine Frau und ich, haben viel Musik vorher gemacht
und ich selbst viel Sport. Das alles wurde dann natürlich weniger.
Und als dein Sohn dann älter wurde? Konntest du da dann wieder manche Dinge in deinen Alltag
aufnehmen?
Ja klar, es entspannt sich dann schon etwas. Jetzt wo er 5 ist, kann er auch mal bei Oma übernachten
oder die Tante macht einen Ausflug mit Ihm. Das schafft dann einfach mehr Zeit und Freiraum.
Wir versuchen dann aber auch, wenn wir kinderfrei haben, die Zeit für uns als Paar zu nutzen.
Ich selbst nehme mich da dann erstmal zurück, was aber so schon ok ist. Man muss einfach einen
Weg finden, wie man da am besten zurechtkommt. Es ist falsch wenn man versucht, da Bilanz zu
ziehen und zu sagen: „Ich mach jetzt 3x was fürs Kind, 4x für uns als Paar und dann will ich auch so
und so oft Zeit für mich haben.“ Das funktioniert so nicht.
Machst du das dann nach Gefühl mit der „Zeit für dich?“ Oder nimmst du sie dir schon auch
bewusst?
Doch ich nehme mir schon auch bewusst Zeit für mich. Meistens morgens nach dem Aufstehen.
Wenn ich Homeoffice hab, stehe ich ca. eine Stunde eher auf, als dass ich müsste. Und dann jogge ich
oder lese. Es ist aber eigentlich egal, was man macht glaube ich. Hauptsache man nimmt sich die Zeit.
Steckt man dann gerne fürs Kind zurück? Wie ist das so?
Naja es ist mal so mal so. Manchmal nervt das Kind auch einfach und man denkt sich so: „Boah geh
mir jetzt nicht auf den Keks.“ Aber sowas ist absolut normal. Ist ja in der Ehe oder Partnerschaft
nichts anders. Da nervt man sich gegenseitig auch und liebt sich ja dennoch.
Wenn du schon die Partnerschaft ansprichst. Wie hat sich denn dann die Geburt von eurem Sohn
auf eure Beziehung ausgewirkt?
Hmm, also für mich persönlich hat uns der Juli einfach zu einer richtigen Familie gemacht.
Klar sind wir immer noch ein Paar, aber ich bin eh sehr familienbezogen.
Bei uns war es ja auch so, dass wir beste Freunde waren, bevor wir ein Paar wurden.
Und 2012 sind wir dann zusammengekommen, eigentlich aufgrund eines tragischen Falls, bei dem
mich meine Frau damals einfach sehr unterstützt hat.
Da hat es dann gefunkt und wir sind relativ bald zusammengezogen.
Und naja, 2 Jahre später war sie dann schon schwanger. Da hatten wir fast keine Zeit für „Normales
Pärchenleben“.
Wie alt wart ihr dann damals?
Meine Frau war 26 und ich 29.
Und wie ist das so in der Erziehung? Teilt Ihr euch da irgendwie auf?
Generell hat meine Frau die Hosen an. Egal ob in der Beziehung oder Erziehung.
Aber das ist okay. Wir hatten auch bis jetzt nur einmal einen größeren Disput, als es ums Taufen ging.
Wir waren da einfach unterschiedlicher Ansicht. Haben uns dann aber letztendlich doch einigen
können.
Gibt’s noch irgendwas, was du sagen möchtest?
Ja also ich wollte auf jeden Fall immer Papa sein. Und habe auch früher viel mit meinem Papa
gemacht und war sehr Papa fixiert.
Er war der, der alles immer gechillt gesehen hat und meine Mama war eher die Hysterischere.
Mein Papa hat auch immer viel mit mir herumgewerkelt.
Er hatte auch ein Bungalow, welches er selbst gebaut hatte. Und da sind wir sehr oft hingefahren.
Das war cool.
Ich möchte auch für meinen Sohn so ein Vorbild sein, wie mein Papa für mich.
Obwohl ich mir manchmal denke, ich bin selbst oft noch zu viel Kind.
Aber das ist ja auch okay so. Ich muss ja nicht genau wie mein Papa sein. Ich bin Ich.
Als Eltern kann man eh nicht perfekt sein. ‚
Da hast du absolut recht. Es gibt keine perfekten Eltern. Man lernt ja auch immer wieder dazu.
Gibt’s bei euch eigentlich sowas wie Rituale, die Ihr immer wieder macht?
Ja na klar.
Meistens ist es zwar nichts Großes. Aber ich lese oft eine Geschichte vor, wenn ich meinen Kleinen
ins Bett bringe. Solche Kleinigkeiten machen einfach sehr viel aus finde ich.
Auch als Erwachsener erinnert man sich oft noch an solche Rituale.
Ja da geht’s mir genauso. Ich weiß auch noch, als sich mein Papa früher immer zu mir gesetzt hat
und mir von „Früher“ erzählt hat. Also von seiner Kindheit. Das habe ich geliebt und wir haben das auch sehr lange gemacht.
Gab es denn ein besonderes Erlebnis mit deinem Sohn?
Ja, letztens hat er sich ins Bett gesetzt und gemeint: „Papa ich will jetzt noch ein bisschen mit dir
reden.“
Und ich meinte so: „Okay reden wir, was willst du denn wissen?“
Und er so: „Papa, was ist denn, wenn du und Mama beide tot seid?“
Ich war erstmal etwas geschockt, wie er denn auf sowas kommt und hab ihn das dann auch gefragt.
Er nur: „Naja mich interessiert das eben.“
Und ich hab es dann eben versucht so gut es geht zu erklären.
Verrückt was aus so kleinen Kindern manchmal rauskommt und worüber sie schon nachdenken.
Oja das stimmt. Ich hab ja auch im Kindergarten gearbeitet und oft schon sehr tiefgründige
Gespräche mit den Kindern geführt. Richtig spannend.
Noch ein paar Worte zu zum Abschluss?
Mir ist es einfach wichtig, die Werte die mir selbst wichtig sind, weiter geben zu können.
Es gibt ja auch so Sachen, die man als erwachsener Mensch früher anders gemacht hätte.
Und solche Gedanken und Erkenntnisse will ich ihm mitgeben.
Man weiß zwar nicht, ob es die Kinder so annehmen, denn wir als Teenager haben ja auch nicht so
auf die Eltern gehört. Aber ich glaube eh, dass unsere Generation einen besseren Zugang zu den
Kindern findet, als noch unsere Eltern. Wir sind da mehr auf Augenhöhe und nicht mehr so streng.
Das war wirklich ein schönes Gespräch mit dir. Danke dass du so offen mit mir geredet hast und ich einen Einblick in euer Familienleben bekommen durfte. Eine aller allerletzte Frage hab ich jetzt doch noch: Was machst du am allerliebsten mit deinem Sohn?
Eindeutig Lego spielen 🙂