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Mach mal Pause – Weil du mehr bist als dein Business

Die To-Do-Listen werden von Tag zu Tag länger, die Deadlines rücken näher und eigentlich ist kein Land in Sicht. Das ist genau der richtige Zeitpunkt, um Pause zu machen. Glaubst du nicht? So habe ich auch mal gedacht.

Kurz vor meiner Sommerpause geht es ums Pausemachen. Die heutige Folge ist etwas persönlicher. Ich erzähle dir, wie ich durch eine Zwangspause erkannt habe, dass eine Pause Wachstum bringen kann. Heute weiß ich, dass ich freie Zeiten bewusst einplanen muss, damit mein Körper nicht Stopp schreit und ich mich in einer Zwangspause wiederfinde.

„Lisa, wenn du so weitermachst wie bisher, dann gehst du daran kaputt“

2018/19 hatte ich eine schwierige Phase in meinem Leben. Gesundheitliche Probleme häuften sich. Ich kämpfte mit Ängsten und Unsicherheiten. Ich hatte Bauchschmerzen, weil mein Reizdarm regelmäßig rebellierte. Panikattacken, die ich schon seit ein paar Jahren überwunden hatte, kamen zurück. Dazu innere Unruhe, die mich schlecht einschlafen ließ. Und am nächsten Tag war ich natürlich gerädert.

Und dann passierte es: Von einem Tag auf den anderen konnte ich nicht mehr arbeiten. Ich war auf einem Eventshooting und leider so sehr von den Reizen überfordert, dass ich kurz auf die Toilette gehen musste. Dort bekam ich mit aller Wucht eine Panikattacke. Ich war fix und fertig danach. Die Veranstalter, meine Auftraggeber, hatten glücklicherweise Verständnis für mich, als ich mich am nächsten Tag erklärte.

Für mich selbst war am nächsten Morgen klar, dass ich die Bremse reinhauen musste. Mein Körper sagte ganz laut: „Lisa, wenn du so weitermachst wie bisher, dann gehst du daran kaputt.“ Ich sagte alle Termine der nächsten sechs Wochen ab. Shootings, auf die ich mich schon vorbereitet und gefreut hatte, Events, zu denen ich eingeladen war. Ihr könnt mir glauben, das ist mir extrem schwergefallen. Ich war down. Denn normalerweise bin ich ein Mensch, der Hummeln im Hintern hat.

Gleichzeitig war ich erleichtert. Es war eine Leere in mir, die sich irgendwie auch gut anfühlte. Ich ordnete mir eine Social-Media-Auszeit an, was nicht einfach war. FOMO (Fear of Missing Out) machte mich anfangs echt wahnsinnig. Es war Juli, überall waren Events, Treffen und Feste und ich saß daheim mit Ängsten und Bauchschmerzen.

Ich liebe die Fotografie und mein Business extrem. Ich gehe darin total auf. Aber aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass ich überambitioniert und perfektionistisch war. Ich habe mich viel verglichen, war viel auf Social Media unterwegs und habe außer Acht gelassen, dass in mir eine hochsensible und introvertierte Seele schlummerte, die gehört werden wollte. Die Ruhe brauchte, um nachzuspüren, zu reflektieren und Dinge zu verarbeiten. Stattdessen nahm ich immer mehr Aufträge an und konnte schlecht Grenzen setzen. Die sechswöchige Business-Zwangspause war richtig und wichtig. Während dieser Zeit ist mir viel klar geworden.

Meine sechs Erkenntnisse aus sechs Wochen Zwangspause

Vielleicht tut es dir gut, das genau jetzt zu lesen!

Ohne regelmäßige Pausen und Auszeiten läuft das Business gegen die Wand.

Wenn ich mir kein Wochenende gönne oder bis nachts um elf, zwölf Uhr arbeite, dann geht es mir nicht gut. Und wenn es mir nicht gut geht, läuft mein Business nicht rund. Das hängt einfach miteinander zusammen bei Soloselbstständigen. Inzwischen gönne ich mir feste Auszeiten.

Pausen machen mich kreativ und produktiv.

In den sechs Wochen Pause sprudelten meine Ideen krass. Ich hatte ständig mein Notizbuch dabei und musste mir Notizen machen. Seitdem behalte ich bewusste Pausen bei – ein Spaziergang, ein Wochenende ohne Handy -, um mal auf neue Ideen zu kommen. Mein Handy ist in der Regel von neun bis neun Uhr ausgeschaltet.

Ich bin viel mehr als mein Business. Und ich bin auch ohne mein Business etwas Wert. 

Da bekomme ich heute noch Gänsehaut, wenn ich das ausspreche. Es war wie eine Abhängigkeit, weil ich meinen Wert nur übers Business definierte. Was passiert, wenn ich nicht mehr arbeiten kann oder wenn mein Business nicht erfolgreich ist? Solche Fragen trieben mich um. In der Zwangspause merkte ich, dass ich viel mehr und auch privat eine tolle Person bin. Mir wurde es wichtig, meine Freizeit kreativer und schöner zu gestalten.

Ich bin mein eigener Chef und entscheide.

Irgendwann konfrontierte mich mein Mann mit folgendem Satz: “Lisa, du bist doch dein eigener Chef und kannst entscheiden, was wann wie und wo umgesetzt wird.” Ich reagierte zunächst mit Unverständnis. “Hä, was willst du? Ich habe doch trotzdem Deadlines und Kunden.” Aber der Satz ist hängengeblieben. Inzwischen entscheide ich viel bewusster, welche Aufträge nehme ich an, wo vermittle ich Kunden eher mal an Kolleg*innen, wo setze ich Grenzen. Ich kann mein Business und meinen Tagesablauf selbst gestalten.

Ich muss keine taffe Boss Bitch sein.

Ich darf mich auch verletzlich zeigen. Ich muss nicht ständig präsent sein auf Social Media. Ich muss nicht aus dem Mangel heraus verkaufen, sondern kann mein Marketing auch intuitiv betreiben. Ich bin introvertiert und das ist voll ok. Ich kann mit meiner leiseren Art auch Kunden anziehen. Ich muss nicht Haudrauf sein. Ich habe mich lange stark verglichen, auch mit Menschen, die in einer ganz anderen Lebenssituation stecken. Das ist mir inzwischen bewusst.

Nichts passiert, wenn ich offline bin.

In den sechs Wochen Auszeit ist wirklich nichts passiert. Vielleicht waren es drei Follower weniger. Wow. Wen stört es? Selbst während dieser Zeit bekam ich Anfragen. Mein Business ist nicht vor die Hunde gegangen, die Welt hat sich weitergedreht.

landschaft

Ich bin heute dankbar, dass es damals so passiert ist. Klar, ich hätte auf die lauten Signale eher hören können. Aber ich habe viel daraus gelernt. Heute weiß ich besser, wie ich mir meinen Monat, meine Woche, meine Tage planen muss, damit ich genug Kraft habe. Auch für meine Familie. Ich weiß genau, wann ich Grenzen setzen muss und wie viele Aufträge ich annehmen kann, damit es mir gut geht und ich sie auch professionell und gut abarbeiten kann.

Ich kann nur bestätigen: Es ist wichtig, dass du Dinge tust, die dir guttun. Denn nur so kann auch dein Business aufblühen.

Apropos Pause: Ich verabschiede mich jetzt in eine kleine Sommerpause. Ich werde mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn zum ersten Mal mit dem Camper unterwegs sein. Ich bin schon gespannt, ob es so gut werden wird, wie ich es mir vorstelle.

Das hier ist schon die letzte Folge der ersten Staffel des “Bilderwelten”-Podcasts. Wie toll ist das denn? Am 30.09. starte ich in die zweite Staffel – hoffentlich auch wieder mit dir. Ich wünsche dir einen tollen Sommer und einen guten Start in den September

Meine neuen Routinen: Pausen im Alltag integrieren

Mir selbst und dir möchte ich sagen: Hör auf die Signale deines Körpers und nimm dir Pausen. Ich habe für mich die folgenden Routinen entwickelt, damit ich freie Zeiten auch wirklich regelmäßig einhalte.

 

  • Mein Partner und ich tragen die Pausen fest in unseren gemeinsamen Kalender ein und geben ihnen Priorität. Wir stimmen sie aufeinander ab. Entweder verbringen wir als Familie gemeinsam Zeit oder wir halten dem jeweils anderen den Rücken frei für ein bisschen Me-Time.
  • Unsere Handys sind von 21 Uhr bis neun Uhr am nächsten Tag ausgeschaltet. In der Regel; nicht jeden Tag klappt das. Aber wenn, dann nutzen wir die Zeit im Bett lieber, um zu lesen, zu quatschen, Zeit für tiefere Gespräche zu haben. Jenseits von Haushalt, Kind und Arbeit.
  • Der Sonntag ist Familientag. In meinem Job als Fotografin arbeite ich viel am Wochenende, gerade Freitage und Samstage sind beliebte Shootingtage. Aber der Sonntag bleibt inzwischen frei.
  • Ich liebe Yoga, das ist mein Kraftort. Wenn ich mit Yoga in den Tag starte, dann kann eigentlich fast nichts mehr schieflaufen. Frühstück ist wichtig, am liebsten warm. Dafür nehme ich mir Zeit, so gut es mit Kind geht. Diese Routinen sind wichtig, weil mein Geist zur Ruhe kommt und ich mehr bei mir ankomme. Und das Notizbuch ist geblieben. Ich nenne es “Gedanken wegschreiben” – ich schreibe in das Notizbuch alles rein, was mir in den Kopf kommt.