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Achtsamer fotografieren: Warum ich nur noch fünf Bilder pro Tag mache!

Achtsame Fotografie: Ich weiß zwar nicht, ob es den Begriff so gibt, aber ich finde ihn schön. Und ich finde es super wichtig, im Alltag achtsamer zu fotografieren. Denn Fotos sind heute nichts Besonderes mehr. Während früher jedes einzelne Foto über mehrere Stunden in der Dunkelkammer entwickelt werden musste, werden heute auf Instagram pro Sekunde tausend Fotos hochgeladen. Das sind fast hundert Millionen Fotos am Tag.

Manchmal scrollen wir stundenlang durch Instagram, schauen uns Bilder nur eine Millisekunde an und am Ende des Tages verschwimmt alles zu einem bunten Matsch. Die Aufmerksamkeit und die Zeit, sich ein Bild länger und bewusster anzuschauen, haben wir gar nicht mehr. Beim Fotografieren ist es ähnlich. Mit dem Handy halten wir Momente fest, ohne sie richtig zu erleben.

Mir geht es jedenfalls so. Mir fällt es sehr schwer, mich im Alltag zu zügeln und weniger Fotos zu machen. Ich habe mein Handy immer dabei. Beim Spazieren, wenn ich unterwegs bin und seit mein Sohn auf der Welt ist, will ich sowieso jeden Moment festhalten. Wenn er etwas Süßes, Witziges oder zum ersten Mal macht oder bei seinen Großeltern irgendwelche Kitzel- und Kuschelaktionen gestartet werden. Meine Kamera-App ist nie geschlossen. Sobald ich mein Handy entsperre, sind sie und ich bereit zu fotografieren.

Maximal fünf Fotos pro Tag – mein Experiment nach dem Sommerurlaub

Als ich mit meinem Mann und Sohn dieses Jahr im Sommer mit dem Camper unterwegs war, wurde mir bewusst, dass ich mich ständig hinter dem Handy versteckte. Ich war geschockt und auch traurig, weil ich gar nicht richtig in der Situation, im Jetzt präsent war. Dabei möchte ich doch aktiv am Familienleben teilnehmen und nicht nur Fotos davon machen.

Ich stellte mir die Fragen: Wie kann ich das viele Fotografieren mit dem Handy reduzieren? Was kann ich tun, um wieder präsenter zu sein? Meine Antwort: Ich habe ein kleines Experiment in den letzten Wochen gestartet. Ich habe mir ein knallhartes Limit gesetzt: maximal zehn Fotos am Tag. Mein Mann setzte noch eins drauf und sagte: „Nee, Lisa, du machst es jetzt richtig krass. Fünf.“ Challenge accepted. Seit ein paar Wochen nehme ich maximal fünf Fotos pro Tag aus meinem Alltag auf.

Die erste Erkenntnis: Ich wollte ziemlich oft zum Handy greifen und Fotos machen. Ich musste mich ganz oft selbst ermahnen: Nein du lässt das jetzt stecken und speicherst den Moment erst mal in deinem Kopf.

Was das Experiment noch bewirkt hat?

  • Ich bin generell achtsamer geworden im Alltag. Ich verinnerliche die besonderen Momente viel mehr und denke in dem Moment selbst bereits daran, wie wertvoll und wichtig er mir ist.
  • Darüber nachzudenken, welche fünf Momente ich wie festhalten möchte, hatte einen krassen Effekt.
  • Abends zum Tagesabschluss schaute ich oft mit meinem Mann auf dem Sofa die fünf Bilder an, die ich im Laufe des Tages gemacht hatte. Und wir redeten noch mal über die Momente, die mir wichtig gewesen waren.
  • Dankbarkeit rückt wieder stärker in den Vordergrund. Die Erfahrung hatte ich schon mal vor einigen Jahren gemacht. In einer psychosomatischen Klinik führte ich ein visuelles Dankbarkeitstagebuch. All die kleinen und großen Situationen, für die ich dankbar war, hatte ich damals mit dem Handy festgehalten. Mal ein Brief von zu Hause, ein leckerer Kuchen nachmittags auf der Terrasse, ein gutes Buch, das ich ausgeliehen hatte.

Was wir von der analogen Fotografie lernen können

Wie viele Fotos hast du aktuell auf deinem Handy? Bei mir waren es letztens 11.615. Ich weiß, ich muss da in nächster Zeit mal wieder aussortieren. Bei der analogen Fotografie ist das von vornherein anders. Sie ist von Grund auf sehr achtsam und bedacht, weil man ja nur die begrenzte Anzahl an Bildern auf einem Film hat. Davon können wir lernen und uns etwas abschauen.

Vor ein paar Jahren schenkte mir mein Opa eine analoge Kamera. Damals kannte ich mich gar nicht damit aus, ich war ja nur mit Digicams aufgewachsen. Also arbeitete ich mich über Monate ins Thema ein. Ich kann das nur empfehlen: Probiert das mal aus, wenn ihr eine analoge Kamera habt. Schärft euren Blick für die besonderen Momente in euerm Alltag.

Mach mit bei der Community-Aktion: #achtsamefotos

Oft ist unser Alltag so gehetzt und chaotisch und dann liegt man abends im Bett und ist platt. Schaut man sich aber jeden Abend die Bilder an, die man am Tag gemacht hat, merkt man, es gibt über den Tag verteilt Ankermomente und schöne Sachen. Hast du Lust, dich meinem Experiment anzuschließen oder sogar ein visuelles Dankbarkeitstagebuch zu führen? Dann lass uns doch eine Community-Aktion draus machen. Unter dem Hashtag #achtsamefotos.

Ich werde auf jeden Fall auf Instagram einige meiner Tagesserien aus meinem Experiment teilen. Also schau doch mal in die Storys auf meinem Kanal @lisadoneff_fotografie. Und vielleicht sehe ich ja auch ein paar Fotos von deinen besonderen Tagesmomenten.